Heft 12/2017

Heft Dezember 2017

"Blickpunkt Dienstleistung" Heft 12/17 - Inhalt

  • Rückschau und Erwartungen

  • Die Beiträge von:

  •    Volker Enkerts

  •    Thomas Hetz

  •    Christian Baumann

  •    Werner Stolz

  •    Ingrid Hofmann

  •    Herwarth Brune

  •    Prof. Dr. Tuengerthal und Christian Andorfer

  •    Marc Linkert

  •    Arnd Schumacher

  •    Dr. Adrian Hurst

  •    Horst Thurau

  •    Hartmut Lüerßen

  •    Melanie Junglas-Mummert

  •    Dr. Alexander Bissels

  •    Bénédicte Autem

  •    Peter Löber

  •    Helmut und Florian Meyer

  •    Louis Coenen

  •    Mark Brenner

  •    Dr. Dieter Traub

  •    Christoph Döhlemann

  • Arbeitsvolumen lag im dritten Quartal 2017 auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren

  • Mehr Weihnachtsjobs – Vierte Jahreszeit beschert Job-Boom

  • Ich bin nicht 63. Ich bin 18 mit 45 Jahren Berufserfahrung Die Verabschiedung von Gerold Kraft in den Ruhestand nach 10 Jahren Zugehörigkeit
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Leseprobe

Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP)

Thomas Hetz

Hat das Jahr 2017 Ihre Erwartungen erfüllt?

Was wird das Jahr 2018 für die Zeitarbeit bringen?

Führende Ökonomen hatten vor einem Jahr noch mit einem Dämpfer für die deutsche Wirtschaft gerechnet. Doch diese hat sich in den letzten Monaten besser entwickelt, als damals vermutet. Die Auftragslage der deutschen Wirtschaft ist insgesamt mehr als gut. Auch 2018 wird die Konjunktur voraussichtlich nur wenig an Schwung verlieren und die Zahl der Beschäftigten dürfte im kommenden Jahr mit knapp 45 Millionen einen neuen Höchststand erreichen. Laut Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) wollen 41 Prozent der Unternehmen in Deutschland 2018 ihr Personal aufstocken. Das sind gute Aussichten, auch für unsere Branche. Doch der Mangel an Fachkräften hemmt das Wirtschaftswachstum. 47 Prozent der Unternehmen bestätigen, dass die Produktionsmöglichkeiten aufgrund fehlender qualifizierter Mitarbeiter begrenzt sind. Das Thema Rekrutierung von geeignetem Personal bleibt daher ein Dauerbrenner. Für die Personaldienstleister bedeuten die Engpässe am Arbeitsmarkt sowohl große Chancen als auch Risiken. Das Spüren natürlich auch unsere Mitglieder. Aber auch durch technischen Fortschritt und Digitalisierung wandelt sich die Arbeitswelt rasant. Der BAP hat sich daher in diesem Jahr mit den Veranstaltungsreihen „Dialog vor Ort“ und „Recruiting Tomorrow“ den Themen Digitalisierung und Personalgewinnung gewidmet, um seine Mitglieder zu informieren und wichtige Impulse zur Zukunft der Arbeit und der Arbeitswelt an die Hand zu geben.

Im Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr kann man wohl sagen, dass aus der Politik mehr Risiken als Chancen auf die Branche zukommen. Viele Impulse des für die Personaldienstleistungsbranche ereignisreichen Jahres kamen aus der Politik. Auch wenn es – nicht zuletzt aufgrund der politischen Verbandsarbeit des BAP – nicht ganz so schlimm gekommen ist, wie es noch nach dem ersten Referentenentwurf des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ausgesehen hatte, muss ein Fazit für 2017 ernüchternd ausfallen. Die Herausforderungen für die Personaldienstleister, die sich aus dem auch aus handwerklich nicht überzeugendem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) ergeben, sind weiterhin groß. Obwohl das AÜG bereits am ersten April 2017 in Kraft getreten ist, werden wesentliche Änderungen, wie der gesetzliche Equal Pay-Anspruch und die Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten, erst 2018 greifen. Die eingangs genannten sehr guten Konjunkturaussichten sollten eigentlich der Branche erhebliche Wachstumschancen bieten. Angesichts der Bürden und Unwägbarkeiten, die das AÜG den Personaldienstleistern auferlegt, müssen die positiven Aussichten aber mit gleich mehreren Fragezeichen versehen werden.

Gerade beim gesetzlichen Equal Pay-Begriff zeigen sich die handwerklichen Mängel des AÜG. Die nicht nachzuvollziehende fehlende Definition des Begriffs im Gesetz führt zu erheblicher Rechtsunsicherheit, die die Personaldienstleister im Jahr 2017 belastet hat und dies auch in 2018 tun wird. Der BAP hat in diesem Jahr viel Zeit und Kraft darauf verwendet, seinen Mitgliedern durch eine Vielzahl an Veranstaltungen, schriftlichen Informationen und vor allem seiner umfangreichen Telefonberatung, das notwendige Werkzeug an die Hand zu geben, um für die operative Umsetzung gerüstet zu sein. Auch in 2018 wird der BAP seinen Mitgliedern praktikable Lösungen im Umgang mit den Problemen und Belastungen, die sich aus dem AÜG ergeben, zur Verfügung stellen. Einige Fragen werden aber nicht abschließend durch die Verbandsarbeit gelöst werden können. Beim Equal Pay-Begriff können manche Details erst durch Gerichte geklärt werden. Es ist für die Branche ein schwer erträglicher Zustand, dass der Gesetzgeber trotz unseren Hinweisen, also sehenden Auges, Rechtsunsicherheiten geschaffen hat. Der Deutsche Bundestag beziehungsweise eine künftige Regierungskoalition könnte diesen Zustand beenden, indem der Equal Pay-Begriff im AÜG praktikabel definiert wird. Angesichts der verfahrenen politischen Situation sehe ich dafür momentan wenige Chancen. Damit sind wir beim zweiten Ereignis, dass 2017 geprägt hat – der Bundestagswahl. Mangels Glaskugel kann an dieser Stelle nicht vorhergesagt werden, ob wir nach dem Scheitern der Sondierungsgespräche zur sogenannten „Jamaika-Koalition“ erneut eine große Koalition bekommen werden. Aber es spricht Vieles dafür. Für die Zeitarbeitsbranche ist von einer Neuauflage der Koalition aus CDU, CSU und SPD bestenfalls eine Atempause bis zum Jahr 2020 zu erwarten. Im AÜG ist eine Evaluation der Anwendung des Gesetzes für das Jahr 2020 festgeschrieben. Neue Regulierungen vor dieser Evaluation einzuführen ergibt keinen Sinn. Angesichts des SPD-Bundestagswahlprogramms, das weitere Einschränkungen der Zeitarbeit forderte, ist aber eine Koalitionsvereinbarung mit neuen Grausamkeiten für die Zeitarbeit denkbar.

Wie kurzsichtig eine weitere Einschränkung der Zeitarbeit wäre, zeigt ein Blick auf die Rolle der Branche bei der Bewältigung zweier Herausforderungen, der sich die Arbeitsmarktpolitik im Jahr 2018 und darüber hinaus stellen muss: Der Arbeitsmarktintegration von Langzeitarbeitslosen und von Flüchtlingen. Keine Branche bietet so vielen Flüchtlingen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, wie die Zeitarbeit. Rund ein Viertel der geflüchteten Menschen, die eine Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt gefunden haben, sind bei einem Personaldienstleister beschäftigt. Damit ist die Zeitarbeit bisher die einzige Branche, die eine fünfstellige Personenzahl in den Arbeitsmarkt integriert. Die Unternehmen der Zeitarbeit spielen auch eine wichtige Rolle bei der Integration von Langzeitarbeitslosen. Das lässt sich an zwei Zahlen fest machen. 20 Prozent der Zeitarbeitnehmer waren vor ihrer Tätigkeit in der Branche noch nie beschäftigt oder länger als ein Jahr beschäftigungslos. Die Bundesagentur für Arbeit gibt auch an, dass ein Viertel der Arbeitslosen, die aus der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) heraus ihre Arbeitslosigkeit beenden, dies durch Zeitarbeit erreicht. Darauf können die Personaldienstleister stolz sein. Der BAP wird in 2018 noch stärker auf die Integrationsleistung der Zeitarbeit aufmerksam machen.

Positiv stimmen kann die Branche, dass es die Verhandlungsgemeinschaft Zeitarbeit (VGZ) unter Leitung des BAP-Vizepräsidenten Thomas Bäumer geschafft hat, alle Branchenzuschlagsverträge mit den DGB-Gewerkschaften neu abzuschließen. Nachdem das AÜG nun auch in die Ausgestaltung der Branchenzuschlagstarifverträge eingreift, waren Tarifverhandlungen unumgänglich geworden. Mit den Abschlüssen ist das System der Branchenzuschläge für die nächsten Jahre zukunftsfest. Je nach Branche wird die neu eingeführte sechste Stufe erstmalig zum ersten Januar 2018 oder zum ersten Juli 2018 greifen.

Rückblick und Ausblick fallen also durchwachsen aus. Das liegt weder an der Branche, die viel für den Arbeitsmarkt leistet und mit den Tarifabschlüssen ihre Hausaufgaben gemacht hat, noch am guten Konjunkturumfeld. Die Politik bringt durch zum Teil ideologiegetriebene Regulierungswut erhebliche Unsicherheiten. Dagegen hilft nur Aufklärung. So wird der BAP weiterhin und noch stärker die Leistungen und Erfolge der Branche hervorheben.

Bundesvorsitzender des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.

Christian Baumann

Hat das Jahr 2017 Ihre Erwartungen erfüllt?

Das Jahr 2017 war für mich ein besonderes Jahr, denn die Wahl zum iGZ-Bundesvorsitzenden hat einige schöne Veränderungen mit sich gebracht. Ich freue mich sehr, dass die iGZ-Mitgliedschaft mir ihr Vertrauen geschenkt hat, obwohl ich mich zum Zeitpunkt der iGZ-Mitgliederversammlung im April verhältnismäßig noch gar nicht allzu lange für den Verband engagiert hatte.

Gerade in den ersten Wochen und Monaten nach der Wahl habe ich mich darauf konzentriert, mich im neuen Amt einzuarbeiten. Ich habe viele Veranstaltungen besucht, Menschen und Prozesse kennengelernt und den Kontakt zu meinen Vorstandskollegen und den hauptamtlichen iGZ-Mitarbeitern gesucht. Auf diese Weise konnte ich einen soliden Grundstein für die neue Aufgabe des iGZ-Bundesvorsitzenden legen.

Ich freue mich, dass wir gemeinsam im Bundesvorstand die vier Hauptherausforderungen der Zeitarbeitsbranche verbalisieren konnten: Digitalisierung, Mitarbeitergewinnung, Kompetenzmanagement und Wettbewerbsfähigkeit. Diese Veranschaulichung der großen Baustellen hilft uns, die verbandlichen Maßnahmen noch zielgerichteter auszurichten. Die definierten Themenschwerpunkte gleichen einem Wegweiser, der uns die verbandlichen Entwicklungsziele zeigt.

Mein persönliches Steckenpferd in dieser Sammlung ist die Digitalisierung. Ich beschäftige mich schon seit längerem intensiv damit, wie wir uns als Zeitarbeitsunternehmer aufstellen müssen, um die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen und die Herausforderungen zu meistern. Im vergangenen Jahr habe ich häufig zu diesem Thema referiert und in den anschließenden Diskussionen wertvolle Impulse für meine Arbeit erhalten. Das ist das Schöne am Engagement im iGZ: Man gibt viel, bekommt aber auch ganz viel zurück. Ich freue mich, dass ich diese ehrenamtliche Arbeit im vergangenen Jahr noch weiter intensivieren konnte und kann deshalb klar sagen: Das Jahr 2017 hat meine Erwartungen erfüllt.

Was wird das Jahr 2018 für die Zeitarbeit bringen?

Das bedeutet aber nicht, dass ich schon zufrieden bin. Für das neue Jahr haben wir eine lange To-Do- Liste. Diese müssen wir dringend abarbeiten, um den Verband und die Branche zukunftsfähig aufzustellen. Wir befinden uns gerade in einer sehr dynamischen Phase, die wir zügig begleiten müssen und werden. Die deutsche Wirtschaft erlebt einen immer stärkeren Einfluss gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Megatrends, die in immer kürzeren Zyklen bisher bestehende Gesetzmäßigkeiten in Frage stellen und diese sogar stellenweise innerhalb kurzer Zeit vernichten. Wir müssen diese Trends identifizieren und uns als Unternehmer daraufhin ausrichten, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Als Seismograph für veränderliche Entwicklungen spüren wir als Zeitarbeitsbranche diese Trends meistens vor den anderen Wirtschaftsbranchen. Darum müssen wir auch schneller reagieren und unsere Betriebe dementsprechend flexibel aufstellen. Wir als iGZ-Bundesvorstand werden dieses Thema im kommenden Jahr weiter intensiv bearbeiten und versuchen, Leitlinien für unsere Mitglieder zu entwickeln, um diese beim notwendigen Change-Management zu unterstützen.

Dazu gehört auch, dass wir uns mit den Anforderungen zukünftig digitalisierter Märkte beschäftigen. Wir wollen dazu eine iGZ-Projektgruppe ins Leben rufen, die sich mit den zentralen Fragen der Digitalisierung beschäftigt. Diese sind die Digitalisierung des Marktes, die Digitalisierung der Geschäftsprozesse und – sozusagen als Königsdisziplin – die Digitalisierung der Geschäftsmodelle. Die Projektgruppen sollen als interdisziplinäre Teams arbeiten, besetzt mit hauptamtlichen iGZ-Mitarbeitern und Vertretern von Mitgliedsunternehmen, die in diesem Bereich bereits besonders fortschrittlich unterwegs sind. Dadurch können wir auch voneinander lernen und gemeinsam zielführende Wege ausloten.



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